Simbabwe gehört zu den beeindruckendsten und zugleich unterschätztesten Reisezielen im südlichen Afrika. Wer einmal hier war, wird die Schönheit der Landschaften, die faszinierende Tierwelt und die unglaubliche Gastfreundschaft der Menschen nicht vergessen. Schon in Harare, der geschäftigen Hauptstadt, wurde mir klar, dass dieses Land voller Kontraste ist. Moderne Hochhäuser stehen neben belebten Märkten, auf denen farbenfrohes Obst und kunstvolle Handarbeiten verkauft werden. Mein Taxifahrer Blessing erzählte mir stolz von der Geschichte der Stadt, aber auch von den Herausforderungen des Alltags. „Wir haben gelernt, aus wenig viel zu machen“, sagte er mit einem Lächeln – eine Einstellung, die mir auf meiner gesamten Reise immer wieder begegnete.
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Nach ein paar Tagen in der Stadt zog es mich in die Wildnis. Der Mana Pools Nationalpark war eine der intensivsten Naturerfahrungen meines Lebens. Hier ist man nicht nur Beobachter, sondern mittendrin im echten Afrika. Eines Morgens brachen wir zu einer Fußsafari auf. Es war noch kühl und außer dem Zwitschern der Vögel war kaum ein Geräusch zu hören. Plötzlich blieb unser Guide stehen und deutete auf eine Bewegung in der Ferne. Eine Gruppe Wildhunde jagte über die trockene Ebene – ein seltener Anblick, der uns für mehrere Minuten in völliges Staunen versetzte. Später, zurück im Camp, zog ein Elefant direkt an meinem Zelt vorbei, als wäre ich gar nicht da. In Mana Pools spürt man, dass der Mensch hier nur zu Gast ist – ein Gefühl, das demütig macht und zugleich süchtig nach mehr.
Ein weiteres Highlight war der Karibasee, ein gewaltiger Stausee, dessen Schönheit sich besonders bei Sonnenuntergang entfaltet. Ich saß an Deck eines Hausbootes, als die Sonne langsam hinter den fernen Hügeln verschwand. Die abgestorbenen Bäume, die seit über 60 Jahren aus dem Wasser ragen, warfen lange Schatten, während der Himmel in tiefes Orange und Violett getaucht wurde. Die Szenerie wirkte beinahe surreal – wie eine Landschaft aus einer anderen Welt. In der Ferne hörte man verschiedenste Gruppen von Nilpferden miteinander kommunizieren. Doch die Nacht brachte eine ganz neue Atmosphäre mit sich. Kaum war es dunkel, hörte man Löwen in der Ferne brüllen und immer mal wieder war eines der Fischerboote zu hören, die jede Nacht zum Kapenta Fischen auf den See fahren. Ein leichtes Schaukeln erinnerte mich daran, dass die Natur hier allgegenwärtig ist. Schlafen fiel mir wie schon in Mana Pools schwer – nicht aus Angst, sondern weil ich keinen Moment dieses einzigartigen Erlebnisses verpassen wollte.
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Natürlich durfte ein Besuch der Victoriafälle nicht fehlen. Selbst nach all den Bildern und Videos, die ich zuvor gesehen hatte, war ich völlig überwältigt, als ich das donnernde Spektakel aus nächster Nähe erlebte. Der feine Sprühnebel, der als warmer Regen an vielen Stellen auf einen fällt und das ohrenbetäubende Tosen des Wassers ließen mich für einen Moment alles um mich herum vergessen. Ein älterer Guide, der schon seit Jahrzehnten Touristen durch den Park führte, erzählte mir, dass sich die Fälle je nach Jahreszeit dramatisch verändern. „Im April sind sie am mächtigsten, im Oktober kann man die Felsen darunter sehen“, sagte er stolz. Es war einer dieser Orte, die einen demütig machen – ein wahres Naturwunder auf über 1,7 Kilometern Länge, das sich lohnt auf einem Helikopterrundflug aus ganz anderer Perspektive zu beobachten.
Neben diesen Erlebnissen gibt es in Simbabwe noch viele weitere Orte, die Besucher in ihren Bann ziehen. Die Matobo Hills südlich von Bulawayo, eine beeindruckende Felslandschaft, sind nicht nur landschaftlich reizvoll, sondern auch kulturell bedeutsam. Sie beherbergen jahrtausendealte Felszeichnungen und sind für viele Menschen ein spiritueller Ort. Wer die Stille dieser Felsformationen erlebt, kann verstehen, warum sich hier einst Könige und Krieger versammelten. Außerdem kann man hier Breitmaulnashörner hautnah zu Fuß erleben – als ich das letzte Mal dort war, durften wir nur wenige Meter entfernt von einer Mutter mit Ihrem Jungtier stehen. Die Mutter war so entspannt, dass sie letztendlich eingeschlafen ist.
Auch die Eastern Highlands, eine unerwartet grüne und hügelige Region, zeigen eine ganz andere Seite Simbabwes. Mit ihren Nebelwäldern und Wasserfällen bieten sie eine kühle, fast mystische Atmosphäre, die zum Wandern und Erkunden einlädt. Hier kann man frische Bergluft einatmen und einen völlig anderen Rhythmus des Landes erleben.
Doch was Simbabwe wirklich unvergesslich macht, sind nicht nur seine Landschaften, sondern seine Menschen.
In einem kleinen Dorf am Rande des Karibasees wurde ich spontan zum Essen eingeladen. Wir saßen zusammen, lachten, tauschten Geschichten aus, und ich erkannte, dass die wahre Schönheit dieses Landes in den Begegnungen liegt. Trotz aller Herausforderungen spürte ich eine Lebensfreude und Herzlichkeit, die mich tief berührte.
Simbabwe ist kein Reiseziel für Massentourismus. Es ist ein Land für Entdecker, für Reisende, die bereit sind, sich auf echte Abenteuer einzulassen. Wer hierherkommt, verlässt das Land nicht nur mit beeindruckenden Erinnerungen, sondern mit einem neuen Blick auf die Welt und kann davon noch lange zehren und zu Hause von Erlebten erzählen.